Volksschauspiele Ötigheim

Die Freilichtbühne Ötigheim ist die größte unter den von Amateurtheatern betriebenen Freilichtbühnen in Deutschland und wird vom Verein Volksschauspiele Ötigheim im baden württembergischen Dorf Ötigheim bei Rastatt betrieben. Mit einer Zuschauertribüne, die Platz für bis zu 4.000 Personen bietet, ist sie Mitglied im Verband Deutscher Freilichtbühnen.

Geschichte

Die Geschichte der Freilichtbühne Ötigheim erstreckt sich über mehr als hundert Jahre. Die ersten Aufführungen fanden bereits im Jahr 1906 auf dem heutigen Gelände statt.

Die Initiative zur Gründung der Bühne ging vom Ötigheimer Ortsgeistlichen Josef Saier aus. Er befürchtete, dass die zunehmende Industrialisierung die Jugend vom Dorfleben entfremden könnte. Daher schuf er die Freilichtbühne Ötigheim als sinnvolle Freizeitbeschäftigung für die örtliche Jugend. Bereits ein Jahr nach seinem Amtsantritt im Jahr 1905 konnte Saier die Bühne am 30. September 1906 in einer ehemaligen Kiesgrube eröffnen.

Obwohl das Stück »Die beiden Tilly« 1907 noch einige Male aufgeführt wurde, musste der Theaterbetrieb aufgrund mangelnder Rentabilität im selben Jahr eingestellt werden. 1910 gelang es Saier jedoch, genügend Mitwirkende zu mobilisieren, um Schillers »Wilhelm Tell« aufzuführen. Diese Inszenierung war so erfolgreich, dass dasselbe Stück auch 1911 und 1913 erneut gespielt wurde, wobei 1913 erstmals mehr als 100.000 Zuschauer die Aufführungen besuchten.

Ab diesem Zeitpunkt wuchs die Bekanntheit der Ötigheimer Volksschauspiele von Jahr zu Jahr, und jeden Sommer kamen neue Stücke zur Aufführung. Bis 1939 wurde ununterbrochen gespielt, unterbrochen nur durch den Zweiten Weltkrieg. Der Spielbetrieb wurde jedoch bereits 1945, kurz nach Kriegsende, wieder aufgenommen. Das meistgespielte Drama auf der Freilichtbühne Ötigheim ist bis heute »Wilhelm Tell«.

Der Spielplan der Volksschauspiele umfasst Werke der Weltliteratur, Musicals, Operetten und Opernklassiker. Ein Kinderstück, das Festliche Konzert sowie Gastspiele von bekannten Künstlern wie Udo Jürgens und Montserrat Caballé ergänzen das Programm.

Die Bühne erstreckt sich über 200 Meter Breite und 60 Meter Tiefe, bietet Platz für bis zu 4.000 Zuschauer und hat eine über hundertjährige Geschichte. Die Spielstätte wird architektonisch an die jeweiligen Stücke angepasst, und der Zuschauerraum wurde im Laufe der Jahre mehrfach umgestaltet.

Neben den etwa 80 Laiendarstellern gibt es eine eigene Ballettschule, einen großen Chor, ein Jugendorchester und viele Ehrenamtliche, die den Theaterbetrieb unterstützen. Die Mitwirkenden erhalten eine Aufwandsentschädigung, und die Finanzierung der Bühne erfolgt größtenteils durch die Einnahmen an der Kasse.

Die Kleine Bühne wurde 1963 gegründet und bietet talentierten Nachwuchsschauspielern eine Plattform. Mit etwa 85 Sitzplätzen präsentiert sie in den Wintermonaten ein abwechslungsreiches Programm von Komödien bis zu Dramen.

Obwohl die Ötigheimer Volksschauspiele bis 1934 ein reines Amateurtheater waren, werden seitdem auch professionelle Schauspieler für anspruchsvolle Rollen engagiert. Diese Mischung aus Amateuren und Profis trägt zum Erfolg der Aufführungen bei.