Homöopathie per se ist kein Betrug, sie ist eine Mini Psychotherapie

Die Homöopathie per se, als Methode, ist kein Betrug. Dazu fehlt es vor allem am Vorsatz, denn die allermeisten Homöopathen glauben selbst daran. Es wäre bestenfalls denkbar, dass Herstellung und Vertrieb von Homöopathika Betrug sind, wenn die Protagonisten wüssten, dass ihre Mittel keine spezifische Wirkung haben können. Freilich ist der Arzneimittelstatus dieser Mittel gesetzlich legimiert – sie unterliegen einer Sonderregelung und müssen im Gegensatz zu richtigen Medikamenten ihre Wirksamkeit nicht durch Klinische Studien belegen.

Als Methode kann die Homoöopathie als »Gesamtpaket« wirken. Sie stellt sich als so etwas wie eine »Mini Psychotherapie« dar, die meisten Patienten fühlen sich besser, weil irgendetwas (!) stattfindet. Das Gesamtpaket aus Homöopathen (oft Heilpraktiker als verkappte Ärzte), ominösen Fachtermini (teils erfunden, teils einfach lateinische Nomenklatur beziehungsweise Taxonomie), pseudoelaborierten Methoden (»Verkleppern«, »Gaben«, »Potenzierungen« et cetera), umfangreichen Anamnesegesprächen, Wichtigtuerei, Apothekenpflicht für Homöopathika, teuren Preisen und Pseudokompetenz mancher Beteiligten erweckt (vor allem beim Unbewussten) den Eindruck, das Ganze habe Hand und Fuß. Und die meisten Beteiligten glauben das offenbar selbst. Unbewusst ist vielen klar, dass Homöopathie keine spezifische Wirksamkeit hat und nicht haben kann, deshalb agieren sie nicht selten sehr aggressiv (eine Reaktanz ihres Unbewussten).

  • »Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint«, Kurt Tucholsky.

Vortäuschung falscher Tatsachen

Betrug ist die Vortäuschung falscher Tatsachen (also Nicht Tatsachen, vulgo »Lügen«) zur Erlangung eines Vermögensvorteils für sich selbst oder Dritte. Vortäuschen kann man allerdings Dinge nur dann, wenn man weiß, dass sie falsch sind. Daraus leitet sich das Rechtsprinzip des Vorsatzes ab, zumal Betrug eine Straftat ist. Freilich ist es vorstellbar, dass Hersteller von Globuli oder Homöopathischen Tinkturen einfach Rohglobuli oder Wasser beziehungsweise verschiedene Flüssigkeitsgemische vertreiben. Das ist nicht beweisbar (beziehungsweise nicht widerlegbar). Das wäre dann tatsächlich Betrug.

Placebomedizin

Homöopathie ist mithin Placebomedizin im weitesten Sinne. Placebomedizin kann allerdings tatsächlich eine heilende Wirkung haben. Man fühlt sich unter Umständen als Patient besser, weil (siehe oben) irgendetwas stattfindet, und das kann den Selbstheilungskräften des menschlichen Organismus zuträglich sein. Um etwaigen Realitäten zu entgehen, wird eine Nicht Wirkung (also keine Wirkung) einfach sportlich als »Erstverschlimmerung« abgetan. Und es wird gerne auf Anekdoten abgestellt – Anekdoten sind aber keine Daten: »Dem Schwager des Sohnes meiner Nachbarin hilft die Homöopathie sehr gut! Er schwört seit Jahren darauf!« Ãœbrigens wirken Placebos auch dann, wenn der Patient weiß, dass es Placebos sind. Denn das Unbewusste kennt keine Negierung, kein »nicht« und kein »Nein« (»Denken Sie jetzt nicht an einen rosa Elefanten«).

Samuel Hahnemann

Die von Samuel Hahnemann erfundenen Prinzipien der Homöopathie sind absurd, in sich widersprüchlich und widersprechen diametral wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie stellen vielmehr auf so etwas wie eine »Geistartige Kraft« ab, die nicht näher definiert ist (weil das unmöglich ist). Hinzu kommt, dass bei »Potenzierungen« (Verdünnungen) ab Verhältnissen in Relation zur »Avogadrozahl« mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein einziges Molekül des Ausgangsstoffes in den Homöopathika enthalten ist (mit weiter steigenden »Potenzen« sinkt diese Wahrscheinlichkeit exponentiell gegen Null). Was aber keine Rolle spielt, denn darauf wird ohnehin nicht abgestellt. Denn durch das »Potenzieren« oder »Dynamisieren« (Verdünnen und Verschütteln, Verrühren oder Verreiben) soll die vermeintliche Wirkung des Ausgangsstoffes (»Urtinktur«) nicht nur umgekehrt werden, sondern jeweils immer weiter gesteigert werden. Oft wird von einer »Information« gesprochen, ohne das klar ist, was das für eine »Information« sein soll. Im Volksmund nennt man so etwas »Schwurbelei« oder »Popanz«.

  • »Es gibt keine Alternativmedizin. Es gibt ja auch keine Alternativphysik oder Alternativchemie«, so Edzard Ernst.

Keine Naturmedizin

In aller Regel wird die Homöopathie auch als so etwas wie »Naturmedizin« dargestellt (auf Fotos von Homöopthika werden in aller Regel Pflanzen abgebildet), was tatsächlich aber eine Lüge ist. Viele Homöopathika haben nichts mit »Naturmedizin« zu tun, so gibt es die absurdesten Mittel wie etwa potenziertes Mondlicht, potenzierten Leopardenurin, potenzierte Brocken der Berliner Mauer, Uran, Schwerkraft, Geldscheine, profanes Kochsalz, Schwarze Löcher, Vakuum und weitere, völlig beliebige Ausgangsstoffe (und seien diese Ausgangsstoffe einfach nur Ideen oder Gedanken). Konzepte wie Schüsslersalze, Bachblüten oder Buschblüten, Spagyrik (Alchimie) gehen in eine ähnliche Richtung, erfreuen sich aber keines vergleichbar umfangreichen Gesamtkonzeptes und Autorität.

Selbstbetrug

Schlechterdings könnte man meinen, dass sich alle Beteiligten (Produzenten, Homöopathen, Patienten) selbst betrügen, was allerdings ganz normal ist. Natürlich tun die meisten Menschen das nicht im strafrechtlichen Sinne, denn sie wollen damit keinen Vermögensvorteil erlangen. Teils wollen sie das allerdings doch. Geschenkt. Eher geht es aber um die Wahrung des Egos, um die Integrität des Egos. Und je kleiner das Ego ist, desto größer ist es.

»Das Erfolgsgeheimnis der Homöopathie« ist 2013 erschienen. Es hat einen anderen Ansatz als alle anderen: Ãœber Jahre hinweg wurden sämtliche Argumente für und wider die Homöopathie gesammelt und werden in dem Buch teils sehr ausführlich besprochen und mit zahllosen Quellen untermauert.

Das Buch über Homöopathie

»Das Erfolgsgeheimnis der Homöopathie« ist ein unterhaltsames Sachbuch aus Gütersloh über die Homöopathie und die homöopathischen Arzneimittel und Gesundheit an sich, das eine wichtige, zeitgemäße Botschaft hat und auf einer Meta-Ebene geschrieben ist und letztlich auf reiner Logik fußt, ganz im Sinne der Kritik der reinen Vernunft (Kant). Es gibt nichts Vergleichbares. Es gibt zahllose Themenratgeber, medizinische Fachbücher, Pseudo Fachbücher, einiges Kritisches (beispielsweise »Die Homöopathielüge«, »Homöopathie neu gedacht«), das aber alles eher essayistisch ist und sich in Gesamtbetrachtungen ergeht. Das Buch ist griffiger, weil darin jeder seine Argumente wiederfindet. Und natürlich auch neue findet. Und es geht allein um die Homöopathie an sich, nicht um deren gesellschaftliche oder medizinische und politische Einordnung. Das ist für Laien sowieso uninteressant. Bestenfalls unterhaltsam. Das Buch hat mithin keine politische oder medizinische sondern eine aufklärerische Botschaft. Es geht darum, die Homöopathie richtig einzuordnen. Und nicht dem Missverständnis aufzusitzen, es ginge lediglich um die homöopathischen Arzneimittel, die man sich in manchen Ländern im Supermarkt kaufen kann. Hierzulande in vielen Apotheken. Ganz ohne ärztlichen Rat oder den Rat eines Heilpraktikers.