Gütersloh, die Gütsel Business Class, Martin Suter im besten Kreis der Welt, Rabattschlachten an der Verkaufsfront
- Rabattschlachten sind ein ambivalentes Ding. Dass sich beispielsweise Kunden, die 2 Wochen zuvor den vollen Preis bezahlt haben, zu sehr freuen, wurde in der Vergangenheit nicht allzu oft berichtet, möglicherweise gar nicht. Das kann gut sein.
Gütersloh, 29. April 2023
Ambivalent ist die Rezeption des Brachialmarketings mit satten Rabatten. Einerseits lockt man Schnäppchenjäger an, andererseits signalisiert man, dass man es nötig hat, auf große Preisnachlässe abzustellen. Und man regt dazu an, künftig zu feilschen. »Kommen Sie, ich biete Ihnen die Hälfte! In 4 Wochen verkloppen Sie es doch sowieso im Schlussverkauf!«
Klügere Strategen
Es gibt andere, die klüger sind. Beispielsweise gibt es die #Strategie, niemals Schlussverkäufe zu machen, teure Preise anzubieten, aber dann jedem Kunden das Gefühl zu geben, er sei ein ganz #Besonderer, indem man dann den #Taschenrechner rausholt und einen individuellen Rabatt gewährt. Die Höhe spielt dann keine Rolle. Und wichtig ist, dass es ein richtiger Taschenrechner ist. Das hat was. Analog zu dem (wahren) Gag, den der großartige Martin Suter in seiner »Business Class« beschreibt: »Die Top Leute treten zum #Business #Meeting mit #Büttenpapier und teurem #Füllfederhalter an. Laptops sind was fürs Backoffice«.
Martin Suters Business Class, die Welt des Managements
Suter nimmt in einer der lesenswertesten Reihe, der »Business Class« (aus der Welt des Managements) die Manierismen der Besagten aufs Korn – und weil das in der Schweiz spielt, ist es doppelt lustig. Aus deutscher Sicht sind schon die Namen und Begriffe lustig … »Regula«, »Apero«, »Herders weiche Qualifikationen« (hier sagt man »Soft Skills«), »Topfner und Wedlinger«, »Boglers Dilemma«, »Irnigers Halloween« (American Bug Business wird adaptiert, die »Mimikri des Managements«), »Weihnachten ignorieren«, »Werdbühlers Autorität«, »Der kleine Wetterfrosch« … »Tour d’horizon« … die Geschichten sind zum Totlachen und dass sie so oder ähnlich tatsächlich stattfinden, ist sehr wahrscheinlich.
Eine Leseprobe
»Eben. Lohnkürzungen liegen nicht drin, demotiviert die Leute.«
»Bin froh, daß du das auch so siehst.«
»Offen gestanden: Für mich läge nicht einmal ein Lohnstopp drin. Jetzt mit der Wohnung in Wengen.«
»Kann ich mir denken.«
»Und mir als einzigem keinen Lohnstopp verordnen geht irgendwie auch nicht, finde ich.«
»Das ist eben deine Fairness. Ein anderer hätte kein Problem damit.«
»Du meinst, ein anderer würde die Löhne einfrieren und mit seinem eigenen rauf?«
»Ohne mit der Wimper zu zucken.«
Gelbert nimmt einen Schluck und behält das Glas nachdenklich in der Hand. »Und womit würde er das finanzieren?«
»Indem er an den Produktions- und Verwaltungskosten schraubt.«
»Und wenn das nicht reicht?«
»Dann kommt er um den Einschnitt nicht herum. Er trennt sich von einer Kostenstelle. Mit den freigewordenen Mitteln gleicht er die Budgetkürzung aus und finanziert die eigene Gehaltsanpassung.«
»Ziemlich unfair dem betroffenen Mitarbeiter gegenüber.«
»Nicht wenn er ihn ohne Folgen ersatzlos streichen kann. Dann war es vom Betroffenen unfair, daß er all die Jahre Lohn bezogen hat.«
Gelbert legt Bender die Hand auf den Unterarm. »Danke, Bruno. Ich wußte, daß du das auch so sehen würdest.«
Foto: Christian Schröter AGD, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen
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