Gütersloh (gpr). Von lautem Krähen über aufgeregtes Gackern bis hin zu friedlichem Gurren – in den Ausläufen von Hendrik Wulfhorst und Heidi Jürgensmann vom Geflügelzucht- und Gartenbauverein Isselhorst ist seit dem frühen Morgen so einiges los. Auf ihren Bauernhöfen züchten die beiden Geflügelliebhaber sowohl vom Aussterben bedrohtes Rassegeflügel wie die Krüper oder die Bergischen Kräher, als auch Ziergeflügel wie Tauben, Rothalsgänse oder Silberfasane. Im Rahmen des Gütersloher Artenkorbs, zu dem vor allem die stark gefährdeten Krüper zählen, haben die beide Züchter ihre Käfigtüren geöffnet und ihr außergewöhnliches Hobby präsentiert. »Ihre ursprüngliche Herkunft aus Westfalen und dass sie vom Aussterben bedroht sind – das hat mich von Anfang an bei den Krüpern gereizt«, erklärt Hendrik Wulfhorst seine bewusste Entscheidung für die heimische Hühnerrasse. Seit 16 Jahren begeistert sich der 28-jährige Abwassermeister für die Geflügelzucht und konnte auf Ausstellungen und Wettbewerben schon einige Preisrichter von seiner Zucht überzeugen. Vier Mal wurde der Gütersloher als Sondervereinsmeister in ganz Deutschland ausgezeichnet. Daran sind auch seine Bergischen Kräher nicht ganz unschuldig. Wie der Name schon vermuten lässt, zeichnet sich diese, ebenfalls vom Aussterben bedrohte, Art aus dem bergischen Land, vor allem durch die Kunst des langen Krähens aus. Dass auch Wulfshorsts Kräher ihrem Namen alle Ehre machen können, haben sie bei mehreren Wettkämpfen bereits bewiesen: »Bei einem Wettkrähen in Sachsen hat mein Hahn schon mal neun Sekunden lang gekräht.« Für den ersten Platz hat das jedoch nicht gereicht – dieser ging mit 13 Sekunden an einen anderen Konkurrenten. Weniger lautes Krähen, sondern munteres Gackern, Gurren und Pfeifen bekommt man auf dem Hof von Heide Jürgensmann zu hören. Neben ihren Italienern als Rassegeflügel, züchtet die junge Mutter auch Ziergeflügel wie die Taubenrasse Elsterpurzler, Rothalsgänse und Silberfasane. An letztere ist die erfahrene Züchterin eher durch Zufall gelangt: »Die Silberfasane wurden vor unserer Tür ausgesetzt und die Rothalsgänse musste ein Freund meines Mannes abgeben.« Bei Heidi Jürgensmann haben beide Arten jedoch ein schönes Zuhause sowie auch eine liebevolle Züchterin gefunden. »Es hat sich offensichtlich rumgesprochen, dass wir immer alles aufnehmen«, schmunzelt die Züchterin. Nicht per Zufall, sondern ganz bewusst hat sich die Geflügelliebhaberin jedoch für die Zucht ihrer schwarz-weißgescheckten Italiener entschieden. Die Hühnerrasse mit ihrer besonderen Färbung züchtet die Familie Jürgensmann bereits in dritter Generation – und das mit großem Erfolg. So wurde die junge Mutter für ihre Italiener 2011 mit dem Titel »Deutsche Meisterin« ausgezeichnet. Das Außergewöhnliche bei ihren Italienern ist dabei vor allem die schwarz-weiße Farbgebung. Anders als die Rasse ist nur diese spezielle Farbgebung vom Aussterben bedroht und macht daher die schwarz-weißgescheckten Italiener für Heidi Jürgensmann zu etwas ganz Besonderem. Neben ihren Hühnern beherbergt die junge Mutter auch die Taubenrasse Elsterpurzel. »Als ich in der Grundschule war, standen die zum Verkauf und ich fand die ganz hübsch«, erinnert sich die junge Mutter. Doch weder ihre Hühner, noch ihre Tauben kommen bei Heidi Jürgensmann in den Kochtopf: »Die sind nur zum Anschauen.« Und damit die Tiere auf den Ausstellungen vor allem mit ihrer Optik überzeugen können, paaren die beiden Züchter ihr Geflügel ganz bewusst. Hierbei gibt es vorgeschriebene Ideale wie die kurzen Beine bei den Krüpern oder der schimmernde Lack bei den Elsterpurzlern. Ansonsten haben die Züchter bei der Farbvielfalt ihrer Tiere freie Hand. So sieht Hendrik Wulfhorst seine Krüper am liebsten in schwarz-weißem Federkleid und Heidi Jürgensmann züchtet ihre Italiener ausschließlich schwarz-weißgescheckt. Nur ein braunes Hähnchen hat sich zwischen die dunklen Italienern geschlichen und wird von ihrem kleinen Sohn Ole liebevoll »Opas Kikerbaby« genannt. Von den zahlreichen Rasse- und Ziergeflügel der beiden Züchter sind besonders Wulfhorsts Krüper vom Aussterben bedroht und daher eine der 66 Tier- und Pflanzenarten, die zum Gütersloher Artenkorb gehören. Im Gütersloher Artenkorb werden im Rahmen des Biodiversitätsprogramms alle in Gütersloh vorkommenden Pflanzen und Tiere festgehalten, die oftmals stark gefährdet und auf Rücksichtnahme und Unterstützung angewiesen sind. Auf dem Umweltportal der Stadt Gütersloh unter umwelt.guetersloh.de finden sich zu jeder Tier- und Pflanzenart des Gütersloher Artenkorbs ein detaillierter Steckbrief sowie einige Projektvorschläge, um selbst aktiv zu werden.