Gewaltprävention im Öffentlichen Dienst: Souverän bleiben in jeder Situation

Hamburg, 12. September 2023

Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes werden immer häufiger Opfer verbaler oder körperlicher Angriffe. Wie sie sich vor Attacken schützen können, verrät Präventionsexpertin Silvia Wolf, Dozentin am Campus Weiterbildung der HAW Hamburg.

Jeder 4. Beschäftigte im Öffentlichen Dienst hat bereits Gewalterfahrungen gemacht, lautet das Ergebnis einer Befragung unter 10.000 Beschäftigten in 1.600 Behörden. Innenministerin Nancy Faeser und Ulrich Silberbach, Vorsitzender des Deutschen Beamtenbundes, forderten daraufhin bereits im vergangenen Jahr ein Maßnahmenpaket, um einen besseren Schutz der #Mitarbeiter in den Behörden zu gewährleisten. Neben baulichen, organisatorischen und technischen Maßnahmen wie #Fluchtwege, #Einlasskontrollen oder Alarmsysteme und Notrufsysteme, stehen vor allem personenbezogene Aktivitäten im Fokus der #Gewaltprävention. Hierbei geht es darum, die Beschäftigten durch Fortbildungen für brenzlige Situationen zu sensibilisieren und ihnen Möglichkeiten der Selbstverteidigung aufzuzeigen.

Deeskalationstraining kann die #Angst vor gewaltbereiten Menschen nehmen

Eine der führenden Expertinnen der Gewaltprävention im Öffentlichen Dienst ist Silvia Wolf. Die Diplom Verwaltungswirtin leitet die Fachgruppe Verhaltensmanagement in der Fachinspektion Ausbildung und Fortbildung der Landespolizei Schleswig Holstein und ist Lehrbeauftragte am Campus Weiterbildung der HAW Hamburg. Mit ihrem #Seminar »Deeskalationstraining – Professioneller Umgang mit #Aggression und wirksame Gewaltprävention« hat sie eine praxisnahe Anleitung für den Umgang mit aggressiven oder handgreiflichen Klientinnen und Klienten entwickelt. »Keine Berufsgruppe im Öffentlichen Dienst oder in sozialen Einrichtungen ist von verbalen Attacken oder körperlichen Ãœbergriffen verschont. Mit dem Seminar möchte ich den Teilnehmenden die Angst, Unsicherheit und Hilflosigkeit im Kontakt mit gewaltbereiten Menschen ein Stück weit nehmen«, so Silvia Wolf.

Wachsamkeit und die richtige Wortwahl entscheiden über den #Gesprächsverlauf

In ihrem Seminar wechseln sich theoretische und praktische Module ab. Mit dem Vier Phasen Modell (Wahrnehmung, Interpretation, Gefühl und Handlung) gibt sie den Teilnehmern einen Verhaltens Leitfaden an die Hand, mit dem sie angehende Konflikte strukturiert meistern können. Silvia Wolf: »Wichtig ist es, bei jeder Begegnung die Antennen auszufahren, wach und achtsam sein – sowohl für sich selbst als auch für das Gegenüber.«Â 

Das Ziel: #Souveränität bewahren in jeder Situation der Begegnung. Silvia Wolf: »Nur, indem ich die Kommunikation bewusst lenke, kann ich das Gespräch kontrollieren. Durch bedachtes Verhalten und eine bestimmte Wortwahl kann ich dafür sorgen, dass eine Beratungssituation geordnet abläuft und nicht eskaliert.« Pöbelt etwa ein #Familienvater die Mitarbeiterin im #Sozialamt an oder drangsaliert sie physisch, seien »die Warnzeichen einer sich anbahnenden Eskalation nicht erkannt worden«, sagt die Trainerin.

Bereits die richtige Wortwahl böte im Vorfeld viele Möglichkeiten der Deeskalation. Ziel sei es, neuen Handlungsspielraum zu gewinnen. Ungünstig wäre es beispielsweise, den Mann auf sein inadäquates Verhalten hinzuweisen und ihn so herabzuwürdigen. Stattdessen sollte ein Satz fallen wie: »Sie wirken aufgebracht, ich hole Ihnen erst mal einen #Kaffee, dann reden wir in Ruhe«. Silvia Wolf: »Ein absolutes Nein akzeptiert niemand gern, das facht die Wut oft noch an. Eine Alternative könnte sein: »Sie haben Leistungen eingefordert. Diese sind für andere Fälle vorgesehen. Zur Verfügung stehen Ihnen folgende Leistungen …«

Hemmschwellen abbauen für die physische Selbstverteidigung

Beim praktischen Teil geht es vor allem um den Schutz der eigenen Person, die sogenannte Eigensicherung. Ein Beispiel: Mitarbeitende vom Jugendamt, die einen prekären Haushalt betreten, sollten die Personen immer im Blick behalten und ihnen nie den Rücken zudrehen oder in einer engen Küche auf einer Sitzbank Platz nehmen. Im Falle einer Eskalation säße man buchstäblich in der Falle. Sicher ein Höhepunkt des Seminars ist die Selbstverteidigung. In einem Schutzanzug animiert Silvia Wolf die Teilnehmer, sie heftig schubsen oder ihr ins *** zu treten. Silvia Wolf: »Es ist wichtig, diese Hemmschwellen abzubauen, falls es doch mal ernst werden sollte. Das wollen wir eigentlich vermeiden, aber für den Ernstfall ist es wichtig, auch hier gewappnet zu sein.«Â 

Zur Person

Dipl. Verwaltungswirtin Silvia Wolf leitet die Fachgruppe Verhaltensmanagement in der Fachinspektion Aus und Fortbildung der Landespolizei Schleswig Holstein. Bereits seit 20 Jahren beschäftigt sie sich mit dem Thema Kommunikation. Sie gibt zahlreiche Seminare zur Stärkung der persönlichen und sozialen Kompetenz, zum Thema Konflikt, interkulturelle Kompetenz sowie Führungskräftetrainings. Sie ist unter anderem #Coach, #Krisenpädagogin und #Mediatorin. Das 16 stündige Präsenzseminar »Deeskalationstraining« findet am 26. und 27. September 2023 am Campus Weiterbildung der HAW Hamburg statt. Der Teilnahmebeitrag beträgt 690 Euro. Weitere Informationen und Anmeldung hier …

Campus Weiterbildung (CAW), Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW)

Der Campus Weiterbildung (CAW) der HAW Hamburg richtet sich mit seinen Angeboten speziell an Fachkräfte und Führungskräfte in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen, die sich berufsbegleitend weiterbilden wollen. die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Soziale Arbeit, Öffentlicher Dienst, #Pflege und #Gesundheit. Inhalte werden interaktiv, praxisorientiert und zugleich wissenschaftlich fundiert von Professoren, Dozenten der #Hochschule und externen Experten vermittelt. Darüber hinaus konzipiert der CAW massgeschneiderte #Inhouse #Schulungen für Unternehmen. Mehr …