Frankfurt/Main (ots) Dass die Hella-Gründerfamilie den Kapitalmarkt und die dort herrschenden Gegebenheiten nicht sonderlich schätzt, hatte sie schon 2014 beim Börsengang des Autozulieferers gezeigt. Hella fuhr seinerzeit im Wege zweier Privatplatzierungen an der Börse vor. Mit diesem Vorgehen hatte die Familie sozusagen ihre Wunschaktionärsstruktur zumindest für den Start an der Börse sichergestellt. Transaktionssicherheit war das A und O beim IPO und ist es nun auch beim Rückzug aus dem Aktienkapital. Zwar hatte die Familie anlässlich des Börsengangs noch mit dem Brustton der Überzeugung kundgetan, dass Hella dank des bis 2024 laufenden Poolvertrags zumindest für die nächsten zehn Jahre ein Familienunternehmen bleibe. Doch am Ende haben wohl die Folgen der Pandemie (samt Dividendenausfall im vorigen Jahr) und die Umwälzungen in der Automobilindustrie zum Umdenken geführt.
Nun zahlt sich aus, dass die Familie beim IPO auf die Rechtsform der KGaA zurückgegriffen hatte. Denn von Anbeginn sollte das Unternehmen wenn schon nicht familiengeführt, so doch zumindest familienkontrolliert bleiben. Ein Umstand, der den Abschied jetzt erleichtert, kann damit doch auch der Käufer durchregieren, ohne auf den Abschluss eines Beherrschungsvertrags angewiesen zu sein. Das zahlt sich für die gut 60 Familiengesellschafter insofern aus, als die Transaktion vollzogen wird – unabhängig davon, wie viele Hella-Aktionäre der französischen Faurecia ihre Aktien im Rahmen der Pflichtofferte andienen. Keine Frage, dass es Faurecia recht wäre, würden möglichst viele Hella-Investoren in die Offerte einschlagen, eine Bedingung für die von industrieller Logik getragene Übernahme ist das jedoch nicht.
Eine Mindestannahmequote wird es in der öffentlichen Offerte, die im September lanciert wird, insofern nicht geben. Damit wird Hedgefonds und anderen kurzfristig orientierten Investoren die Tür vor der Nase zugeschlagen, handelt es sich bei den gebotenen 60 Euro je Aktie doch um das finale Angebot.
Spekulationen auf eine höhere Offerte, wie sie jüngst die Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia vereitelten, sind zwecklos. Genauso unwahrscheinlich ist, dass plötzlich noch ein neuer Bieter um die Ecke kommt und Faurecia aussticht, denn die Familie steht zu ihrem Wort. Für sie war auch entscheidend, den bestmöglichen Partner für das Unternehmen mit Sitz in Lippstadt zu finden – und sei es nur aus dem banalen Grund, dass Familienmitglieder auch künftig noch durch den Ort gehen wollen, ohne angefeindet zu werden.