Gütersloh, Deutsche Hermeneutiker Allianz (DHA) zum Sommer in Gütsel 2022
Gütsel wollte die sogenannte »NW« schon im Namen der Deutschen Hermeneutiker Allianz (DHA) feiern … und zwar für diesen Satz …
»Von Donnerstag, den 14. Juli bis Sonntag, den 28. August verwandelt die gtm die Innenstadt erneut in ein sommerliches Urlaubsparadies« …
Konkret hätten sich die Feierlichkeiten der DHA auf das Wort »erneut« bezogen. Das verleiht dem Satz eine geradezu lorioteske, inhaltliche Lakonie.
Man könnte daraus schlussfolgern, dass man auch so etwas schreiben könnte: »Jaja, schon wieder wird die Innenstadt ein sommerliches Urlaubsparadies. Wie letzte Woche, die Woche davor, nächste Woche auch wieder« … ein Frühlings, Sommer, Herbst und Winterparadies … und trotzdem wird gejammert, nicht wahr? Zwinkersmiley …
Die Wahrheit ist doch ein ganz andere. Die Innenstadt ist nicht scheiße, sie ist auch kein Paradies. Das ist alles Quatsch. Sie ist eigentlich in Ordnung, würde man sie ein wenig in Ruhe lassen und manche manches machen lassen (wie etwa am Dreiecksplatz), würde das schon laufen. Und es läuft ja auch alles normal … normalerweise sind Leute unterwegs, wenn ein »Verkaufsoffener Sonntag« ausgerufen wird, ist was los, weil was los ist … das wird dann sinnloserweise versucht, mit irgendwelchen Events noch weiter aufzumotzen … die aber eher schädlich für die Händler sind.
Und gejammert wurde schon immer. Teils zu Recht, teils nicht. Man muss halt etwas tun. Man muss kooperieren. Das tut man aber nicht. Es kristallisieren sich Entitäten heraus, die mit mehr oder weniger Erfolg versuchen, zu dominieren und zu oktroyieren. Das funktioniert nun einmal nicht. Wie man ja sieht.
Ein Beispiel ist die »Michaeliswoche«. Sie begann als Initiative der »Kaufmannschaft«. Sie hat kooperiert (damals tat man das anlassweise noch). Und eine beliebte Herbstmesse veranstaltet. Das war prima. Im Laufe der Jahre wurde sie dann von gewissen Leuten okkupiert, nach und nach immer mehr von noch gewisseren Leuten. Und mittlerweile völlig vor die Wand gefahren. Von Leuten, die dominieren, oktroyieren … ja institutionalisieren wollten, die nur »Das Beste« wollten. Geradezu der Goethesche Anti Mephisto(pheles). »[…] ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft« … beziehungsweise halt umgekehrt (eben anti) … »[…] ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft«. Goethe war nicht umsonst Goethe. Er hieß ja auch so.
Freilich kann man so eine Herbstmesse heute nicht Eins zu Eins kopieren. Das funktioniert nicht, denn der Zeitgeist wandelt sich nun einmal. Es braucht neue Ideen, neue Konzepte … die aber Leute, die dominieren, oktroyieren und institutionalisieren, nicht haben – sonst würden sie das Besagte ja nicht tun (wollen) und nicht tun.
Nicht umsonst wurde damals ja Darwin – wie heute auch –vollkommen missverstanden. Nicht der »Stärkste« überlebt und setzt sich auf Dauer durch. Sondern der Anpassungsfähigste. »The Fittest« (Darwin) hat nichts mit »Fitness« im Sinne von »Sport« zu tun, sondern mit »To Fit« … »Anpassen«.
Es sei denn, man wolle schlicht als Einzeller vor sich hinleben. Einzeller sind die Top Tier Spezies auf diesem Planeten. Es gibt sie am längsten, sie bieten die größte Artenvielfalt, die größte Zahl an Individuen, die größte Biomasse. Aber eines muss klar sein: Sommerliche Urlaubsparadiese kreieren sie nicht. Wozu auch? Das haben sie ja gar nicht nötig.
Und das ist ja alles nur den Allerwenigsten klar. Wie so Vieles. Nimmt man etwa einen Teelöffel mit in den Wald, löffelt einen Löffel Waldboden aus, dann hat man Waldboden im Teelöffel. Und natürlich auch Einzeller. Aber nicht ein paar, nicht Dutzende, nicht Hunderte. Nein. Milliarden. Das glaubt man gar nicht. Fantastilliarden. Unvorstellbar. Und in diesem Teelöffel vermutlich mehr unterschiedliche Spezies als im gesamten Zoo Osnabrück oder Tierpark Hellabrunn zusammen. Von mir aus auch im Tierpark Olderdissen. Aber sie bewegen sich natürlich unterm Radar. Man sieht sie nicht, man hört sie nicht, sie sagen auch nichts. Aber manche von ihnen können uns umbringen und tun das auch. Andere helfen uns aber auch und sorgen dafür, dass wir überhaupt leben können. Ohne Einzeller könnten wir nicht leben. Wir wären sofort tot. Das Top Beispiel dafür ist unsere Darmflora. Ohne sie wären wir tot. Wir könnten überhaupt keine Nahrungsmittel aufnehmen. Überhaupt nicht. Und im Grunde genommen sind wir ja auch lediglich ein Zellhaufen. Zellen, die kooperieren, wenn man so will. If you like. Siehe auch den Antihering.
Aber es wurde ja wiederum praktisch Eins zu Eins die Pressemitteilung des »Stadtmarketings« übernommen. Die gröbsten Schnitzer wurden bereinigt.
Wie erwähnt ist ja die Idee, einen Platz unter Sand zu setzen, von GTown Music, Carsten Huhn und Ben Hensdiek, die das vor Jahren mehrfach auf dem Kolbeplatz realisiert haben … dann wurde es aber wohl dem Vernehmen nach zu teuer. Und Liegestühle finden seit Jahren auf dem Dreiecksplatz statt. Eine sehr nette (und das ist wörtlich gemeint) Idee. Die (natürlich) dazu führte, dass das alle toll fanden, aber dass (natürlich) keiner Bock hatte, die Stühle raus und wieder reinzustellen. Das ist dann an Einzelnen hängengeblieben. Außerdem sind ja Dinge, die beliebt sind, noch lange kein Garant für Erfolg. Schon gar nicht für den Erfolg von anderen (und nicht nur lediglich von den Dingen selbst).