Picasso Museum Münster zeigt neue Ausstellungen, Oktober 2022
Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, 30. September 2022
Fernande und Françoise, Erinnerungen an Picasso
Die #Ausstellung ist Picassos langjährigen Lebensgefährtinnen Fernande Olivier und Françoise Gilot gewidmet. Die beiden eint, dass sie als einzige seiner Begleiterinnen schriftlich ihre Lebenserinnerungen an die gemeinsam mit dem Künstler verbrachten Jahre festgehalten haben. Beide Frauen sind darüber hinaus bis heute untrennbar mit dessen Werk verbunden, was in der Ausstellung mit rund 70 Gemälden, #Skulpturen, Werken auf Papier und Keramiken sichtbar wird.
»Wer schreibt, der bleibt, sagt der Volksmund. Die Idee, Picassos schreibende Musen Fernande und Françoise in einer Präsentation zusammenzubringen, ist zumindest originell und neuartig«, erklärt Museumsleiter Prof. Dr. Markus Müller. »Als Auftakt zum internationalen Ausstellungsreigen Picasso Celebration anlässlich seines 50. Todestages wird mit der Schau auch Münster als roter Punkt auf der großartigen Picasso Landkarte zu sehen sein.«
Fernande Olivier wurde als uneheliche Tochter unter dem Namen Amélie Lang geboren. Sie heiratete früh, die Ehe scheiterte jedoch und sie ging 1900 nach Paris, wo sie unter ihrem Künstlerinnennamen Fernande Olivier als Modell arbeitete. 1904 traf sie erstmals Pablo Picasso, ein Jahr später zog sie zu ihm ins Atelierhaus Bateau Lavoir auf den Montmartre. Bis zur Trennung im Jahr 1912 bildete Picasso Fernande in über 60 Werken ab, darunter zahlreiche Hauptwerke seiner kubistischen Periode. Keinem anderen Einzelmotiv widmete er in den Vorkriegsjahren eine vergleichbare Aufmerksamkeit.
Françoise Gilot war eine 21jährige Studentin und ambitionierte Malerin, als sie im Mai 1943 Pablo Picasso in Paris kennenlernte. Drei Jahre später wurde sie offiziell seine Lebensgefährtin. Nach der Geburt des gemeinsamen Sohns Claude im Jahr 1947 verlegten sie ihren Lebensmittelpunkt in das südfranzösische Vallauris. Ihre Tochter Paloma kam 1949 zur Welt. Im September 1953 beendete Gilot ihre Beziehung zu Picasso und zog mit den Kindern zurück nach Paris. Während der »Période Françoise« entdeckte Picasso die Lithografie und die Keramik als neue künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten für sich. Thematisch sind die Werke dieser Jahre von der Reflexion antiker Bildwelten auf der einen und der Besinnung auf die private, familiäre Sphäre auf der anderen Seite gekennzeichnet.
Unter der Federführung des Musée Picasso Paris wird im Rahmen des Jubiläums von internationalen Museen und Ausstellungshäusern ein einzigartiges Programm von multidisziplinären kulturellen Veranstaltungen zusammengestellt, das die weltweite Resonanz des Werks Pablo Picassos würdigt.
Boten der Nacht, Expressive Avantgarden in Deutschland 1918 bis 1968, die Sammlung Sorst
In der Ausstellung zeigt das #Picasso #Museum Meisterwerke der deutschen Druckgrafik von Künstlern wie Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Ernst Barlach, Otto Dix, Käthe Kollwitz, Jeanne Mammen, Gerhard Marcks, HAP Grieshaber und Horst Janssen. Die Leihgaben stammen aus der in Hannover beheimateten Sammlung Ernst-Joachim Sorst, dem Käthe Kollwitz Museum Köln, dem Horst Janssen Museum Oldenburg sowie dem Ernst Barlach Haus Hamburg.
Ausgestellt sind über 70 Exponate, darunter Holzschnitte, Radierungen, Lithografien und Skulpturen. Die Schau versucht anhand der expressiven Avantgarden des 20. Jahrhunderts von den Brücke Künstlern, über die Vertreter der Neuen Sachlichkeit bis in die Nachkriegsmoderne hinein, eine deutsche Kunst- und Mentalitätsgeschichte der existentiellen Gefährdung, der Trauer, Angst und Hoffnungslosigkeit zu erzählen, die nicht zuletzt in Anbetracht derzeitiger weltpolitischer Entwicklungen in unsere Gegenwart hineinwirkt.
Mystische, ekstatische und visionäre Erfahrungen, die von der Nachtseite der menschlichen Seele künden, bilden weitere Themen der Ausstellung. »Der Titel der Ausstellung Boten der Nacht ist einer Zeile des Gottfried Benn-Gedichts Sieh die Sterne, die Fänge von 1927 entlehnt und beschreibt in der von Benn im Kontext des Gedichtes intendierten Vielstimmigkeit zwischen Unheilsverkünder, Erlöser, Komplize, Weggefährte und Medium die Heterogenität der in der Ausstellung vertretenen künstlerischen Positionen«, erläutert Kurator Alexander Gaude.
Den Auftakt des Ausstellungsparcours bilden die expressionistischen Holzschnitte der beiden Brücke-Künstler Erich Heckel und Karl Schmidt Rottluff, die im direkten Umfeld des 1. Weltkriegs oder in der Nachwirkung dessen entstanden sind. Auch Käthe Kollwitz, deren jüngster Sohn Peter im Alter von 18 Jahren 1914 bei der Ersten Flandernschlacht fiel, setzte sich intensiv mit den Kriegsschrecken auseinander. In ihrem Holzschnitt »Die Freiwilligen« aus der 1921 und 1922 entstandenen Folge »Der Krieg« stellt die Künstlerin in der Tradition mittelalterlicher Totentänze den #Tod symbolisch als Heerführer einer Gruppe von jungen Männern dar, deren Gemütszustände zwischen Trance, Todesfurcht und ekstatischer Begeisterung changieren.
In seinen zu Beginn der 1970er Jahre entstandenen Radierfolgen »Totentanz« und »Hanno’s Tod« setzte sich Horst Janssen intensiv mit der eigenen Sterblichkeit auseinander. Ausgehend vom Tode Hanno Buddenbrooks, dem jüngsten Spross der von Thomas Mann in seinem Jahrhundertroman beschriebenen Lübecker Kaufmannsfamilie, erkundet Janssen in expressiven, teilweise die eigene Physiognomie völlig entstellenden Selbstporträts seine psychische Verfasstheit.
Der Ausstellungsparcours endet mit den in den 1960er Jahren entstandenen farbenprächtigen Holzschnittfolgen des politisch engagierten HAP Grieshaber, in denen der Künstler mittelalterliche Totentänze ins Atomzeitalter transponiert.