Viele der aktuellen Online-»Aktivisten« kranken daran, dass sie in Wirklichkeit Extremisten und Fanatiker sind. Interessanterweise sind sie wohlgelitten. Und sie kranken daran, dass sie Dichotomiker und damit im Schwarzweißdenken verfangen sind. Differenzierung, Ambivalenz, »Graustufen«, Toleranz, Selbstdistanzierung – all das sind Fremdwörter für sie. Im Grunde genommen haben sie ein Problem mit sich selbst. Und das weiten sie auf die von ihnen patronisierten Gruppen aus. Dieses »Selbst«. Das ist schon fast pathologisch. Sie neigen zu krudem Narzissmus, weil sie alles auf sich selbst beziehen … schlechterdings auf von ihnen patronisierte Leute oder Gruppen. Das führt zu einer, so Svenja Flaßpöhler, »krassen Stupidität« des Diskurses. Und geht mit Aggressivität einher. Beides können wir beobachten. Und tatsächlich fällt auch auf, dass die »Aktivisten« eher jüngere Leute sind. Dank der »sozialen« Medien ist man da auch schnell dabei. Man twittert ein wenig herum, und schon ist man »Aktivist«. Und weil auch das Establishment auf den Zug aufspringt und sich an diese Leute ranwanzt, fällt dann auch schonmal das eine oder andere dumme Buch ab oder »Aktivisten« schreiben plötzlich in der Presse. Freilich nicht weniger Mist als in den »sozialen» Medien. Aber diese Medien sind dann bei der »Digitalisierung« ganz vorne mit dabei. Merke: »Digitalisierung« ist in erster Linie die Simulation von etwas, in zweiter Linie die Automatisierung von etwas. Wir haben es also im Grunde genommen mit simuliertem Aktivismus zu tun. Die wirklichen Aktivisten der Geschichte würden sich wahrscheinlich im Grabe herumdrehen. Denn sie haben wirklich etwas getan, sie waren aktiv. Gurwinder: »A foolproof recipe for misery is to define yourself chiefly by what you hate. Antiracists, anti-wokeists, anti-capitalists, anti-communists, antifascists, anti-globalists, antivaxxers, antitheists—all are really campaigning for antidepressants« …